Erfahrungen im Job

Unternehmen haben die Wahl: Menschen mit Behinderung beschäftigen oder eine Strafe zahlen. Eine neue Studie zeigt jetzt, welche Betriebe und Branchen sich häufiger freikaufen.

Unternehmen in Deutschland mit mehr als 20 Mitarbeitern müssen mindestens 5 Prozent ihrer Arbeitsplätze mit Menschen mit Behinderung besetzen. Tun sie das nicht, müssen sie eine Strafe zahlen. Manche kaufen sich auf diese Art auch von ihren Inklusionspflichten frei.

Welche Unternehmen wie handeln, geht nun aus einer Befragung von 527 Führungskräften aus Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern hervor, deren Ergebnisse FAZ.NET vorab vorliegen. Dabei zeigt sich: Rund 80 Prozent der Betriebe beschäftigen behinderte, chronisch kranke oder dauerhaft eingeschränkte Mitarbeiter. In überdurchschnittlichem Maße tun das aber vor allem die Großunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern. In kleinen Unternehmen gibt es dagegen deutlich weniger behinderte Mitarbeiter. Die Befragung haben das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) und das Medizinprodukte-Unternehmen Coloplast gemeinsam konzipiert und ausgewertet.

Je größer das Unternehmen, desto bessere Chancen für behinderte Mitarbeiter
Während in kleineren Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern etwa jeder 20. Mitarbeiter dauerhaft gesundheitlich eingeschränkt ist, ist der Anteil in Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten etwa doppelt so hoch. Nicht nur die Anzahl, auch der Prozentsatz der Behinderten und dauerhaft gesundheitlich eingeschränkten Mitarbeiter wird höher, je größer das Unternehmen ist.

Die Faustregel lautet: Je kleiner das Unternehmen, desto kleiner der Anteil von Mitarbeitern mit Einschränkungen. Bei Betrieben mit 20 bis 100 Mitarbeitern liegt er nur bei 5,3 Prozent, bei 100 bis 500 Mitarbeitern liegt der Prozentsatz schon bei 8,3 Prozent. Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern beschäftigen durchschnittlich mehr als zehn Prozent Behinderte oder chronische Kranke. Und in Unternehmen mit 1000 bis 5000 Beschäftigten liegt die Inklusionsquote sogar bei 10,5 Prozent. Hier geben 89 Prozent der Befragten an, behinderte Mitarbeiter als Kollegen zu haben.

Unterschiede gibt es auch je nach Branche: Die öffentliche Verwaltung hat dabei mit 12,5 Prozent die höchste Inklusionsquote. Es folgt das Gesundheitswesen mit 11,4 Prozent. Auch der Banken- und Versicherungssektor beschäftigt mit 10,5 Prozent noch relativ viele Mitarbeiter mit Behinderung. Auf dem hintersten Platz liegen Transport- und Logistikunternehmen, in denen durchschnittlich 5,8 Prozent der Mitarbeiter behindert sind.